Mit Thurgauer Rezepturen gegen Krisen

 Mit Thurgauer Rezepturen gegen Krisen

Das Thurgauer Wirtschaftsforum vom 3. November in Weinfelden hat sich mit der Finanzwelt und Wirtschaft im Kontext der aktuellen Krisen befasst. Es war geprägt vom sorgenvollen Blick in die Zukunft – aber auch von Rezepturen für den Weg aus Krisen und für weiterführende Innovationen.

Von der Region zur Weltwirtschaft, vom KMU zur internationalen Grossbank: Die Referentinnen und Referenten am 26. Thurgauer Wirtschaftsforum (WFT) deckten die gesamte Bandbreite des Wirtschaftens in heutiger Zeit ab. Die Situation mit unterschiedlich hoher Inflation in der Schweiz und weiteren Ländern bei gleichzeitiger Stagnation hat gemäss dem deutschen Volkswirtschafter und ehemaligen Direktor des Münchner ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, eine Ursache: «schwarze Schwäne». So nennt er Extremereignisse, mit denen niemand rechnet.

Schweiz «vergleichsweise prächtig»

Sinn sprach von einer «vollkommen aussergewöhnlichen Situation», in der sich die Volkswirtschaften heute befänden. Verursacht sei sie durch anhaltende Lieferengpässe, hervorgerufen durch die Corona-Krise, durch die Energieknappheit sowie «staatliche Verschuldungsorgien». Die Schweizer Wirtschaft halte sich dabei, etwa mit Blick auf Deutschland, «vergleichsweise prächtig». Im Gespräch mit Moderatorin Mona Vetsch zeigte Hans-Werner Sinn leisen Optimismus: «Man braucht eine Krise, um zu handeln.»      

Der ehemalige Banker Oswald Grübel, der sowohl die Credit Suisse wie die UBS leitete, kam vor allem auf die von Krisen geschüttelte Credit Suisse zu sprechen. Die Schweiz brauche zwei Grossbanken, um der Schweizer Wirtschaft genügend Liquidität zur Verfügung stellen zu können. Grübel sieht die Zukunft der Credit Suisse verhalten positiv und riet, ausnahmsweise statt einer Bratwurst eine (bei heutigem Stand günstigere) CS-Aktie zu kaufen.

Mittel gegen die Haarkrise

Als Vertreterin eines Thurgauer KMU legte Sandra Banholzer, CEO der Kreuzlinger Rausch AG, dar, wie ihr Unternehmen auch in Krisenzeiten innovationsfähig bleibt: mit lebendiger Firmenkultur, Beweglichkeit, guter Kommunikation und frechem Marketing. Als Beispiel für eine anstehende Innovation kündigte sie eine neue Rezeptur gegen Haarkrisen an, getränkt von spritzigem Thurgauer Apfelextrakt.

HSG-Honorarprofessorin Monika Bütler legte den Fokus auf die Rahmenbedingungen, die einem KMU auch in Krisenzeiten Widerstandsfähigkeit und ein erfolgreiches Wirtschaften ermöglichen. Dank relativ guter Zusammenarbeit und Aufgabenteilung zwischen Staat und Privaten sei es der Schweiz in Corona-Zeiten gelungen, vergleichsweise gut durch die Krise zu kommen. «Wenn es die Schweiz weiterhin schafft», so Bütler, «die Institutionen so zu gestalten, dass alle ihre Widerstandskraft und den Zugang zu Ressourcen behalten, so schaffen wir den Übergang in die neue Welt.»

Thurgauer des Jahres

Erstmalig war in das Wirtschaftsforum das Gespräch mit dem frisch gekürten Thurgauer des Jahres integriert – in Kooperation mit der Thurgauer Zeitung. Ausgezeichnet wurde diesmal der Satiriker Thomas Götz, der den Thurgauerinnen und Thurgauern Jahr für Jahr unter dem Titel «Ergötzliches» den Spiegel vorhält. Thomas Götz lehrte die WFT-Teilnehmenden: «Der Thurgau ist der Kanton der kurzen Wege – aber manchmal auch der langen Leitung.»

Ebenfalls zum ersten Mal war die Thurgauer Kantonalbank Hauptsponsor des WFT. Deren CEO Thomas Koller nannte in seinem Grusswort, in Anlehnung an Winston Churchill, vier Elemente, um aus Krisen zu finden: Erkenntnis, Zuversicht, Handeln und – Genuss.

Mit 330 Teilnehmenden war das Thurgauer Wirtschaftsforum ausverkauft.  Das 27. Wirtschaftsforum Thurgau findet am 16. November 2023 statt.